Landsknechte in Mönchskutten

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Kloster Kamp

Im Dreißigjährigen Krieg wurden Bürger und Bauern gleichermaßen von durchziehender Soldateska ausgeplündert, gebrandschatzt und bis aufs Blut gepeinigt. Auch und gerade die Klöster waren diesem mord- und beutegierigen Horden wehrlos ausgeliefert. Da mag sich der Abt Josephus des Klosters Kamp bei Kamp-Lintfort an das Sprichwort erinnert haben: »Auf groben Klotz ein grober Keil!«

Graf Isolan, ein Söldnerführer im Dreißigjährigen Krieg, hatte es auf Kloster und Mönche abgesehen. Er hatte die Parole ausgegeben: »Jeder, der in Kutte und Kapuze angetroffen wird, ist totzuschlagen!« Das ließen sich seine Mordgesellen nicht zweimal sagen. Sie knüpften alle Mönche, die sie fanden, an dem erstbesten Baum an.

Eines Morgens näherten sich ein Dutzend Landsknechte zu Fuß dem Kloster Kamp. Der Abt des Klosters mit Namen Josephus ordnete in aller Eile an, die Klosterpforte zu verbarrikadieren, ahnte er doch, dass es sich bei den Soldaten um Leute des berüchtigten Grafen Isolan handelte. Das traf auch zu. Die Soldaten hieben mit Musketenkolben und Balken gegen die Pforte und verlangten drohend Einlass. Zunächst weigerte sich der Abt. Als er aber merkte, dass das Tor nicht mehr lange standhalten würde, öffnete er es und lud die Soldaten zu einem Umtrunk in den Speisesaal. Die waren von diesem unerwarteten Empfang derart überrascht, dass sie ihre Mordabsichten zunächst vergaßen und dem Abt folgten. Im Refektorium standen Kannen und Becher, gefüllt mit bestem Wein, für alle bereit. Das war ein Schlürfen und Trinken und Saufen, das über Stunden anhielt! Einer der Soldaten nach dem andern sank betrunken unter den Tisch. Bald schnarchten sie um die Wette. Darauf aber hatte der listige Abt nur gewartet. Er ließ die Betrunkenen entkleiden und ihnen Mönchskutten überziehen. Nachdem der Bruder Barbier ihnen noch die Köpfe geschoren hatte und sie dadurch wie rechte Mönche aussahen, ließ der Abt sie aus dem Kloster hinaus in ein nahes Wäldchen schleppen. Dort schliefen die Kerle ihren Rausch aus.

Zur gleichen Zeit ritten einige Reiter des Grafen Isolan an dem Wäldchen vorbei, hörten das Schnarchen und fanden eine Anzahl betrunkener Mönche – jedenfalls nahmen die das an. Der Anführer des Reitertrupps ließ die vermeintlichen Mönche auspeitschen und darauf an die nächsten Bäume hängen. Aller Protest und alle Beteuerungen nutzten den überlisteten Raubgesellen nichts.

Einige Tage später, nachdem man im Lager vergeblich auf die Rückkehr der Fußknechte gewartet hatte, wurde die Sache ruchbar. Wer nun erwartet, dass die Verfolgung der Mönche noch verstärkt worden wäre, der irrt. Der Graf Isolan gab Befehl, ab sofort keinem Mönch mehr ein Haar zu krümmen, wusste man doch nicht, wie viele Landsknechte der listige Abt Josephus in Mönchskutten gesteckt hatte.

Anmerkungen

Graf Isolan begegnet uns In Friedrich Schillers Wallenstein 1. Aufzug, 1. Auftritt: Feldmarschall Illo ist ungehalten, weil er so lange auf Graf Isolani, den General der Kroaten, warten musste. Er setzt jedoch verständnisvoll hinzu: »Der weite Weg, Graf Isolan, entschuldigt Euer Säumen.«

Kloster Kamp (WGS 84: 51° 30' 09.36" 6° 30' 56.79")

Literaturnachweis

  • Fritz Meyers, Die schönsten Sagen vom Niederrhein, 3. Aufl. 1988 Essen, S.65f.


Hier finden Sie: Kloster Kamp (51.5026° Breite, 6.515775° Länge)

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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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