Die goldene Spindel der Gräfin Ermasind

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Ruinen der Isenburg, Hattingen
»Friedrichs Weib ... starb ... an gebrochenem Herzen.« Schücking-Freiligrath

In der belagerten Isenburg weilte die Gräfin Ermasind. Sie war die Gemahlin des Grafen Friedrich und hatte Freud und Leid mit ihm geteilt. Sie hielt auch stand in der Stunde der Gefahr. Während draußen die Feinde gegen die Ringmauern anstürmten, verhalf sie ihrem Gemahl zu schleuniger Flucht. Vergebens bat er, daß auch sie die Stätte der Bedrängnis mit ihm verlassen möge. Sie weigerte sich. Sie wollte zuvor noch retten, was ihr lieb und heilig war. So nahm sie eiligen Abschied von ihm, Abschied für immer. Als er gegangen, stieg sie in ihr Turmgemach hinauf. Hier stand im lauschigen Winkel ein blitzendes silbernes Spinnrädlein. Der Graf hatte es ihr eins zum Brautgeschenk gegeben, und sie mochte es nimmermehr in den Händen der Feinde wissen. Sie wollte es vor ihnen verbergen. Aber schon war es zu spät. Draußen wurde das Lärmen stärker, Berg und Burg bebten unter den Wurfgeschossen der Krieger, und mit lautem Getöse stürzte eine Mauer. Die Gräfin stand, ihr Spinnrad im Arm, an den Turmbrunnen gelehnt. Kühn und mutig sah sie den Feinden entgegen. Als sie ihr näher kamen, schwang sie die silberne Kunkel in die Tiefe und sprang dann selber nach. Über ihr brach die mächtige Burg zusammen. Sie erhob sich niemals wieder. Nur eine traurige Ruine blieb vereinsamt auf der Höhe. Tief unten im Brunnen aber schlummert Ermasind. In stillen Mondscheinnächten, wenn die Ruhr wie in flüssiges Silber getaucht erschient und der Wind wie ein Geheimnis leise durch die Blätter geht, dann wacht sie auf. Sie ergreift ihr silbernes Rad und spinnt und singt dazu wehe Klagelieder über den jähen Fall ihres stolzen Hauses.

Anmerkungen

Graf Friedrich heiratete 1214 Sophia von Limburg, die in der Sage Ermasind genannt wird. Ihr Vater war Herzog Walram von Limburg (heute eine Provinz in Belgien). Sophia hat den Fall der Isenburg wohl nicht miterleben müßen. Sie floh zu ihrem Vater und starb dort schon ein Jahr später »an gebrochenem Herzen.« Cäsarius von Heisterbach berichtet sogar, ihr Herz sei vor Gram auf die Größe einer Bohne zusammengeschrumpft. Der bisher nicht aufgefundene Brunnen der Isenburg soll unter den Wurzeln der mächtigen Buche neben der ehemaligen Burgkapelle liegen.

Isenburg (WGS 84: 51.387667° 7.152067°)

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Sandra Reekers, 2011

Literaturnachweis

  • Wird nachgetragen.


Hier finden Sie: Isenburg (51.387667° Breite, 7.152067° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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